Pro Romania e.V.
Rundbrief im Oktober 2008

„Lasst uns das Paradies erproben…“ (Michael Riehm)

(Wenn Sie die Lautsprecher ihres PCs/Notebooks eingeschaltet haben, dann hören Sie nach einer gewissen Zeit (Download-Zeit) das Lied "Lasst uns das Paradies erproben" von der Band Michael Riehm und Freunde. Mit freundlicher Genehmigung von Michael Riehm.)

Autor: Werner Becker

    Dieser Tage fiel mir die Argumentation eines ehemaligen Vereinsmitglieds wieder ein, die da lautete: „Rumänien ist mittlerweile Mitglied in der EU und braucht daher meine Unterstützung nicht mehr…“
Auf den ersten Blick logisch und nachvollziehbar, fließen doch nun etliche Millionen EU-Gelder zur Aufbauhilfe und Umstrukturierung ins Land, die den Wohlstand bringen und garantieren sollen. Und tatsächlich: es tut sich was, unübersehbar. Firmen investieren und produzieren, schaffen Arbeitsplätze. Straßen werden gebaut; eine Infrastruktur wird geschaffen, die den Weg bereitet für bessere Vernetzung der Zentren; die Städte werden herausgeputzt, damit sie mit den Metropolen Europas konkurrieren können, und wirklich – sie brauchen den Vergleich nicht zu scheuen.
Was soll ein Verein wie Pro Romania da schon groß bewirken?
Wer in rein materiellen Kategorien denkt, mag sich da schon bestätigt sehen. Unser Kapitalbudget reicht natürlich nicht aus, in unserer Partnerortschaft Alios irgendetwas strukturell zu verändern; dazu sind wir ein zu kleiner Fisch!!
Aber war das denn jemals unsere Aufgabe??
Ist da nicht eher die Politik gefragt, auch auf dem Land die notwendigen Infrastrukturen zu schaffen, damit sich die Lebensverhältnisse verbessern und langsam, ganz langsam auf europäisches Niveau kommen? Die nächsten Jahrzehnte werden Fortschritte bringen; allerdings werden die Menschen, denen wir zu Beginn unserer Tätigkeit im Jahr 1992 begegnet sind, dies nur noch zu einem kleinen Teil erleben, wenn überhaupt.

    Aber das ist auch nicht das Wichtigste, weder für die Menschen vor Ort, die mit den Verhältnissen, so wie sie sind, vertraut sind und kaum etwas anderes kennen, noch für die Motivation des Vereins Pro Romania, in Rumänien aktiv zu sein.
Keine Frage: Natürlich freuen sich die Menschen in Alios über die ganz allmählich stattfindende Verbesserung der Lebenssituationen: Kneipe, Tante-Emma-Laden, Alcar-Second-Hand-Laden, Telefon, Fernseher, Computer – alles da! Vieles geht schneller als noch vor einigen Jahren, und man muss auch nicht mehr einen ganzen Tag verplanen, um irgendetwas für den täglichen Bedarf zu bekommen. Erleichterungen, das Leben wird bequemer.

    Im Hinblick auf die oben erwähnte Argumentation stellt sich jetzt aber die Frage, ob es wirklich in erster Linie die Aufgabe unseres Vereins ist, durch finanzielle und materielle Hilfe die genannten Erleichterungen herbeizuführen und das Leben bequemer zu machen, oder sind hier andere Werte gefragt. Ganz abgesehen davon, dass eine rein materielle Unterstützung ohne das Hinterfragen jeglicher Effizienz der Eigenorganisation der Betroffenen eher zu kontraproduktiven Ergebnissen führt, ist diese Art von „Hilfe“ für die Erbringer mit dem wenigsten Aufwand verbunden, vor allem, was die geistigen Sportarten betrifft. Man gibt Geld und beruhigt sein Gewissen, und dies ist bekanntlich ein sanftes Ruhekissen.
Es erfordert da schon ein wenig mehr Einsatz von Grips, sich Projekte zu überlegen, die der Hilfe zur Selbsthilfe dienen, so abgegriffen der Begriff auch sein mag.
Aber diese Hilfe zur Selbsthilfe wird in den wenigsten Fällen in den Denkmustern der finanziellen und materiellen Ströme erreicht, sondern vielmehr in einer „ideellen“ Unterstützung, die den geistigen Horizont erweitert und eben gerade weg führt von rein kommerziellen Denkschemata, die letztlich darin münden, dass sie die Kreativität beschneiden und den Weg für Visionen versperren.
Natürlich sind finanzielle Mittel erforderlich, aber sie sind bei weitem nicht das Einzige, worauf es uns ankommen muss.

    Menschen mit Visionen sind gefragt; Menschen, die sich höhere Ziele setzen als nur die Befriedigung materieller Wünsche; Menschen, die Wert legen auf gute zwischenmenschliche Beziehungen, auf die Bekämpfung von Vorurteilen zwischen den Völkern und Kulturen; Menschen, die Wert legen auf eine bessere Völkerverständigung zur Erhaltung des Friedens auf unserem Kontinent und auf der ganzen Welt; Menschen, die Menschen zusammen führen wollen und eben nicht in der Bequemlichkeit ihres finanziellen Wohlstands verharren.

    Auf unserem Kulturfestival „Brücken bauen zwischen den Kulturen – Wege zu einer besseren Völkerverständigung“ haben Michael Riehm und Freunde gesungen:

„Lasst uns das Paradies erproben
auch wenn um uns Schlachten toben
und niemand auf uns hört….
…denn die Normalen sind die Verrückten
Träumer werden erschlagen
doch die Träumer bauen neue Welten
von ungeahnter Schönheit….

Wohl wahr!!!

Euer Werner

Titellied als MP3-Download (7,36 MB gezippt)


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